Ganz zu Beginn möchte ich dir ans Herz legen, einige Vorüberlegungen anzustellen und dir über einige Dinge klar zu werden, die du vielleicht noch nicht auf dem Schirm hast. Auch wenn es dir langweilig erscheint und du hier eigentlich nur etwas über die Buchgestaltung erfahren willst – nur flüchtig betrachtet haben diese Dinge nicht viel mit der Buchgestaltung zu tun. Bei genauerem Hinsehen aber sind sie eng damit verwoben.
Über deine Zielgruppe bist du dir hoffentlich längst im Klaren, besonders, wenn dein Manuskript schon fertig auf dem Tisch liegt. Dennoch ist es sinnvoll, in Hinblick auf die Buchgestaltung noch einmal darüber nachzudenken: Was sind das für Leute, die dein Buch kaufen werden? Dass einfach alle Amazon-Kunden dein Buch haben wollen, wirst du dir hoffentlich nicht einbilden. Aber einige eben schon, aber wer?
Es gibt noch etwa tausend Charakterisierungen deiner Zielgruppe, die in die Buchgestaltung hineinspielen, konkret in die Farbauswahl, Aufmachung, Schriftart, Schriftgröße, Covergestaltung, und – dies ist wohl der entscheidendste Punkt – den Preis.
In Deutschland gilt die Buchpreisbindung. Das bedeutet, dass du den Verkaufspreis deines Buches einmalig festlegst. Dieser ist dann verbindlich für alle Verkaufskanäle, ob Online-Shop, Buchhandlung oder den Verkauf durch dich selbst bei einer deiner Lesungen oder per Post. Im Nachhinein ist daran nicht mehr zu schrauben, es sei denn durch eine Neuauflage mit neuer ISBN. Um so wichtiger ist es, den Preis wohlüberlegt zu wählen.
Nach unten sind dir als Selfpublisher beim Preis harte Grenzen gesetzt. Wenn du auch noch so idealistisch und selbstausbeuterisch an die Sache herangehen willst: Kein Druckdienstleister wird deine Leidenschaft teilen. Für ein bestimmtes Buch mit einer bestimmten Seitenanzahl in einer bestimmten Aufmachung wird er immer den Preis x verlangen. Dies ist sozusagen dein Einkaufspreis. Bestellst du deine Auflage direkt bei einer Druckerei, kannst du diese Kosten natürlich selbst tragen und den Verkaufspreis auf einen Euro festlegen oder das Buch gleich verschenken. Bei On-Demand-Druckdienstleistern ist das aber nicht vorgesehen. Bei ihnen ist durch die starren Verträge kein Verkaufspreis unter dem Einkaufspreis möglich (denn dann müssten sie dir für verkaufte Bücher eine Rechnung schreiben, was im Workflow nicht vorgesehen ist). Selbst wenn du auf jeglichen Gewinn aus deinen Verkäufen verzichtest, ist x die absolute Untergrenze für den Verkaufspreis. Drücken kannst du diesen Wert nur durch Abstriche bei der Buchausstattung (Paperback statt Hardcover) sowie der Reduzierung der Seitenanzahl (größeres Buchformat, kleinere Schrift, kleinerer Zeilenabstand, schmalere Seitenränder). In Grenzen ist dies alles vertretbar und sogar notwendig, doch irgendwann tut es weh – dir als Schöpfer oder Schöpferin deines geliebten Werkes und den Lesenden beim Lesen ;-)
Nach oben ist die Verkaufspreis-Grenze nicht so hart. Sie wird bestimmt durch den Preis, den dein Publikum zu zahlen bereit und in der Lage ist und welcher üblich ist. All dies ist natürlich abhängig von der Art deines Buches; für Fachbücher sind höhere Preise üblich als für Belletristik, und Kinder-Bilderbücher sind meist teurer als Kurzgeschichten-Bände. Wichtig ist auch der Umfang; für eine 60-Seiten-Erzählung kann man nicht denselben Preis verlangen wie für einen 1200-seitigen Fantasy-Roman in gleicher Aufmachung. Und dasselbe Werk in Hardcover-Bindung darf deutlich mehr kosten als in Form eines Taschenbuches. Doch an dieser Stelle spielt auch die Zielgruppe mit hinein: Älteres Lesepublikum hat durchschnittlich mehr Geld zur Verfügung als jüngeres oder gar jugendliches, und spezialisierte Fachbücher werden von gebildetem Fachpublikum gekauft, vielleicht sogar vom Arbeitgeber bezahlt; auch hier sitzt das Geld üblicherweise lockerer als bei Liebhaber/innen der Groschenromane.
Das Festlegen des Verkaufspreises ist eine komplizierte Angelegenheit. Objektiv-sachliche marktwirtschaftliche Fachkenntnis kann dich dabei vor Enttäuschungen beschützen. Da ich diese Fachkenntnis nicht habe, gehe ich hier nicht weiter auf Marktforschung, Gewinnabschätzung und Co ein. Erwähnen möchte ich aber, dass das Einhalten eines sinnvollen Verkaufspreises die eine große Challenge bei der Gestaltung eines Buches ist. Nicht immer kann man als Selfpublisher all seine Wünsche verwirklichen. Stets sind harte Kompromisse geboten zwischen Verkaufspreis, Buchausstattung und der Lesbarkeit. Und nur selten wird man gleich im ersten Anlauf das Optimum erreichen. Oft sind mehrere Probedrucke nötig, um die Waage zwischen diesen Kriterien ins Gleichgewicht zu bringen.
Books-on-Demand-Anbieter stellen für geringe einmalige Kosten nicht nur eine ISBN zur Verfügung, sie organisieren auch alle weiteren Schritte, um dein Buch in die Bestellkataloge der Großhändler zu bringen. Kein schlechter Service, will ich meinen, denn das Buch ist damit nicht nur beim Druckdienstleister selbst bestellbar, sondern über jede Buchhandlung und jeden Online-Shop – national und international. Für mich war es nie eine Frage, ob ich das will oder nicht.
Doch es gibt auch Fälle, da ist eine ISBN überflüssig oder gar unerwünscht. Eine Kursleiterin oder ein Vortragsreisender könnte beispielsweise bei den eigenen Veranstaltungen gedrucktes Begleitmaterial zum Kauf anbieten. Niemand wird diese Drucksache je in einem Shop bestellen wollen. Auch rein private Schriften brauchen keine ISBN. Die Tagebuchaufzeichnungen der Großmutter aus den Kriegsjahren, die in gedruckter Form den Familienangehörigen zur Verfügung gestellt werden, sollen schließlich privat bleiben und in keinem Katalog auftauchen – obwohl, vielleicht wird ja ein Bestseller daraus ;-)
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